The contemporary piano - She Lives

She Lives
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20. Dezember 2025 - 16:00 Uhr
Kaisersaal
Kaiserstraße, 10
1070 Wien

FREE ADMISSION - FREI EINTRITT


THE CONTEMPORARY PIANO

Acht Stücke von fünf Komponisten verschiedener Generationen zeigen unterschiedliche Sprachen und Techniken des Klavierschreibens. Sehr unterschiedliche kompositorische Ansätze bieten uns einen Überblick über die zeitgenössische Klavierproduktion.

Für Informationen über die Komponisten klicken Sie auf die Namen im Konzertprogramm.


KONZERTPROGRAMM

Massimo Lauricella (*1961)
Nello stupore incantato della follia (2014)* x

Postscript [to an unsent letter] (2015)**
The Celestial Potato Fields (2004)**

Morendo (2015)*** xxx

Alessio Elia (*1979)
The Temptress - Piano etude no. 2 (2010)*

Studi sulla figura (2022)* xx

Grabmal Kundry (2012)**

Alessio Elia
Outrage – Piano etude no. 1 (2009)*

Klavier
* Irén Seleljo
** Florian Heinisch
*** Andrea Vivanet
(Für Informationen über die Pianisten siehe unten)

x, xx, xxx Der erste, zweite und dritte Preis beim SHE LIVES Budapest Prize – LIGETI 100 Edition.

Der Eintritt zum Konzert ist frei.
Keine Reservierung notwendig.

 
Kurze Einführung ins Hören  

Massimo Lauricella - Nello stupore incantato della follia
Das 2014 komponierte Werk besteht aus drei Sätzen, die jeweils dem Zauber extremer menschlicher Empfindungen gewidmet sind. Die leitende Idee ist eine körperliche und theatralische Klavierpraxis, die sowohl die Möglichkeiten des Instruments als auch die des Interpreten bis an ihre Grenzen führt. Der erste Satz entfaltet sich wie ein Feuerwerk extremer Klangfarben, der zweite kontrastiert starre Ausdruckslosigkeit mit lyrischen Glockenklängen, und der dritte explodiert in einer lebendigen, farbenreichen Klangfantasie voller Vogelgesang und luftiger Imagination.

Sidney Corbett - Postscript [to an unsent letter]
„Unwritten postscripts to unwritten letters“ – mit Josquin und Vermeer im Sinn geschrieben – wirkt wie ein Nachwort zu Corbetts früherer Auseinandersetzung mit der Renaissance. Lange Melodien und feine Kontrapunkte erinnern an seinen Stil vor 2000, während die subtilen rhythmischen Verflechtungen seine spätere Erfahrung widerspiegeln. Trotz der lyrischen Grundstimmung führt das Stück zu einem kraftvollen Höhepunkt und bündelt wesentliche Aspekte von Corbetts Klavierwerk.

Sidney Corbett - The Celestial Potato Fields
„Heavenly Potato Fields“ – der Titel bezieht sich auf Charles Ives’ Rat in den Essays before a Sonata. Wie schon Corbetts „Gesänge der Unruhe“ (2004) steht das Werk etwas außerhalb seiner stilistischen Entwicklung. Auf Ives’ Lieder basierend, rückt die Melodik in den Vordergrund: ein hoher Choral erinnert an „The Housatonic River“, später erscheint das „Thoreau“-Thema. Der Bass antwortet mit boogie-woogie, beeinflusst von Ives und Nancarrow, bevor das Stück in ein leises Pianissimo mit glockenartigen Tonwiederholungen ausklingt.

Simon Söfelde - Morendo
Das Stück entwickelt sich aus einem Gefühl der Endlichkeit. Kurze und schnelle Ausbrüche verlöschen wie Feuerwerke, wobei die Pausen eine ebenso große Bedeutung tragen wie die Musik selbst. Die zunehmend häufigeren Ausbrüche münden in einen Abschnitt, der versucht, sich aufzubauen, dann jedoch wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückfällt und schließlich in einem letzten Morendo verklingt.

Alessio Elia – The Temptress
Das Stück ist nach einem Gemälde von Jack Vettriano mit demselben Titel benannt.
Die Musik ist um eine eindringliche, zarte Melodie (eine Idee oder feste Erinnerung) herum gestaltet, die über einem Muster absteigender Quarten „singt“. Diese Melodie wird nach und nach durch mehrere verschiedene, von ihr abgeleitete „Projektionen“ gestört.
Das Stück verwendet während seiner gesamten Dauer ein einziges, ununterbrochenes Pedal, das es ermöglicht, dass Klänge und ihre Resonanzen sich allmählich ansammeln und eine sich entwickelnde Klanglandschaft schaffen.
In mehreren Schichten strukturiert, baut sich die Musik auf, während diese Schichten sich überlagern und mit zunehmender Häufigkeit auftreten, was zu einer stetig dichter werdenden Klangmasse führt.
Wenn die Schichten sich annähern und ihre Intervalle extrem eng werden, beginnt die Struktur sich aufzulösen. Schließlich taucht die eindringliche Melodie wieder auf, fern und zerbrechlich, wie eine verblasste Erinnerung.
Alle Schichten sind intrinsisch miteinander verbunden und durch spektrale Projektionen des Ostinato-Musters absteigender Quarten vereint.

Simone Benedetti – Studi sulla figura
Die Studien über die Figur sind eine Sammlung kurzer Klavierstücke, von denen jedes um eine wesentliche und archetypische musikalische Geste aufgebaut ist. Die Idee erinnert an die zeichnerischen Studien der bildenden Kunst, vorbereitende, aber dennoch präzise Übungen, die es ermöglichen, Details und Proportionen mit derselben Sorgfalt wie im vollendeten Werk zu erkunden. Ebenso stellen diese Studien sich den Beschränkungen der Materialökonomie und der kompositorischen Schreibweise und werden so zu einem Übungsfeld des kompositorischen Denkens.
Das erste Stück, Hommage an G. Crumb, ist vom Herzschlag und vom Beginn seines Makrokosmos I inspiriert und wurde wenige Monate vor dem Tod des großen amerikanischen Komponisten geschrieben. Das zweite untersucht die Möglichkeiten des wiederholten Akkords, während das dritte eine Katabasis und eine Anabasis – typische Figuren der musikalischen Rhetorik – miteinander verknüpft und schließlich ein klangliches Chiasmus erschafft.

Sidney Corbett - Grabmal Kundry
„In memory of Hans Werner Henze“ entstand auf Wunsch des Pianisten Severin von Eckardstein im Rahmen eines Wagner-Projekts. Corbett greift dabei auf Material aus dem dritten Akt von Parsifal zurück, insbesondere auf die Figur Kundry und die wenigen jazznahen Akkorde. Durch Oktavtranspositionen und Überlagerungen verfremdet, treffen diese Linien auf metallische Klänge, die an Schönbergs Op. 19/6 und Henzes Tristan erinnern und die Wagner-Motive zeitweise vollständig überlagern.

Alessio Elia – Outrage
Eine Erkundung der Grenze zwischen musikalischen Parametern, die sich in einen Fluss von Harmonien und Farben auflösen, in dem sich die einzelnen Elemente nahtlos miteinander verbinden.
Das Stück basiert auf der Technik der „gekreuzten Hände“ und erzeugt einen raschen Wirbelsturm isochroner Noten. Durch die Schichtung verschiedener Obertonreihen erlebt der Hörer ein Klavier voller Resonanz, das einen dichten und zugleich klar definierten Klang hervorbringt.
Die metrische Teilung der schnellen Passagen ist so gestaltet, dass, obwohl der kleinste rhythmische Wert deutlich wahrnehmbar bleibt, das allgemeine Zeitgefühl schwebend wirkt.
Diese letzte Überlegung verweist auf das von Platon beschriebene Konzept des Aiòn: eine ewige Zeit, ohne Anfang und ohne Ende.


DIE PIANISTEN

Iren Seleljo

Foto: Martin Vogrič Dežman

IREN SELELJO wurde 1987 in Uschhorod (Ukraine) geboren und begann das Klavierspiel unter der Anleitung ihrer Mutter. Es folgten Studien bei Erzsèbet Belàk an der St.-Stephan-Musikhochschule in Budapest. Von 2006 bis 2011 studierte sie an der Liszt-Ferenc-Musikakademie (Budapest) bei den Professoren Attila Némethy und István Gulyás. 2008 verbrachte Irén ein Semester am Bard College (USA), wo sie Klavierunterricht bei Prof. Jeremy Denk erhielt.
Ihr Repertoire umfasst verschiedene klassische Musikstile, doch in den letzten Jahren entwickelte sie ein besonderes Interesse für die zeitgenössische Musik. Neben Konzerten mit ihren Kammermusikensembles Duonarchie und Seleljo Duo trat sie sowohl als Solistin als auch als Kammermusikpartnerin bei renommierten Festivals und Recitals in Ungarn, Österreich, Spanien, Slowenien, Italien, Rumänien und Chile auf.




Florian Heinisch

Foto: Thomas Leidig

FLORIAN HEINISCH spielte Recitals in vielen renommierten Konzertsälen, darunter das Concertgebouw Amsterdam, die Wigmore Hall in London, das Konzerthaus Berlin und die Salle Cortot in Paris.
Er gab Konzerte mit renommierten Dirigenten wie Kent Nagano und trat zudem bei zahlreichen Festivals in Europa auf. Heinisch liebt es, außergewöhnliche Konzertprogramme zu gestalten, in denen Werke des klassischen Kernrepertoires mit Avantgarde-Musik kombiniert werden. Sein umfassendes Verständnis für Werke zeitgenössischer Komponisten spiegelt sich in seinen Programmen wider, die regelmäßig Stücke von Schönberg, Ives und Ligeti enthalten. Heinisch arbeitet zudem gerne mit Komponisten während der Entstehung ihrer neuen Werke zusammen.
Er ist Preisträger prestigeträchtiger Wettbewerbe, darunter der Internationale Grotrian-Steinweg-Wettbewerb in Braunschweig, der Kleine Schumann-Wettbewerb sowie der Bachwettbewerb Köthen.

Weitere Informationen: https://florianheinisch.com/



Andrea Vivanet


ANDREA VIVANET, geboren in Cagliari, begann mit acht Jahren Klavier zu studieren und setzte seine Ausbildung an den Konservatorien von Cagliari und Ferrara sowie an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest fort. Er ist Preisträger internationaler Wettbewerbe (u. a. Osaka 2014) und trat als Solist und Kammermusiker in zahlreichen Ländern Europas sowie in Russland auf. Vivanet hat mehrere CDs bei Labels wie Naxos, Centaur und Brilliant Classics veröffentlicht, die von der internationalen Fachpresse hoch gelobt wurden. Derzeit lehrt er Klavier an der Wiener Musikakademie.

Weitere Informationen: https://www.andrea-vivanet.com




 



 




 
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